Bohnenviertel, Stuttgart

Ein sehr charmantes altes Viertel in Stuttgart mit vielen originellen kleinen Geschäften, Kneipen, Cafés und Weinstuben ist das Bohnenviertel. Es entstand im 15. Jahrhundert als erstes Wohnquartier außerhalb der Stadtmauer. Der letzte übrig gebliebene Turm der mittelalterlichen Stadtmauer ist der im Jahr 1564 errichtete Schellenturm. Der Name "Schellenturm" geht darauf zurück, dass im Inneren des Turmes Sträflinge mit Metallfesseln, den so genannten Schellen, angekettet wurden. In dieser ehemals schaurigen Umgebung kann man heute hauptsächlich den Gaumenfreuden frönen.

Gemütliche Weinstuben im Bohnenviertel

Das Bohnenviertel erhielt den Namen von seinen Bewohnern: Hauptsächlich Leute aus den ärmeren Bevölkerungsschichten wie Handwerker, Weinbauern, später Gemüsehändler, Pfandleiher und Altwarenhändler lebten in der Gegend. Sie pflanzten Bohnen in den Gärten ihrer Häuser an, um den schweren Zeiten und dem Hunger zu trotzen. Dank der gut sprießenden Bohnen konnten die Menschen überleben und sie schufen viele Traditionen rund um das Gewächs – so sind die Lieder, Reime und Bräuche rund um die Bohne entstanden.

Auch jüdische Kaufleute fanden im Bohnenviertel ihren Platz. So hieß die Brennerstraße, in der sich die Judengemeinde und die Talmudschule befunden haben, bis ins Jahr 1894 Judengasse. Erst Ende des 19. Jahrhunderts war dann mit dem eigentlichen Bohnenviertel Schluss, die nährenden Gärten mussten den dringend benötigten Häusern weichen.

Historischer Schellenturm

Da der Altstadtbezirk liebevoll renoviert wurde, konnten Häuser aus dem 15. Jahrhundert erhalten werden und das Bohnenviertel prägt bis heute ein uriges Flair, denn viele Geschäfte im Stadtteil sind Trödelläden, kleine Galerien und Antiquitätenläden. Neben dem Kunsthandwerk gibt es zudem viele traditionelle Weinstuben, die in gemütlicher Atmosphäre auf ein "Viertele" des hiesigen Weines einladen.

König Friedrich ließ im Jahre 1811 alle Gassen in Straßen umbenennen. So hieß die heutige Leonhardstraße früher einmal Totengasse, da sich auf dem jetzigen Leonhardsplatz einmal der Lazarettfriedhof befand. Er wurde im Jahr 1799 geschlossen und später eingeebnet. Rechts neben dem Leonhardsplatz befindet sich die Leonhardskirche. Im Jahr 1430 wurde eine Feldkapelle zu Ehren des heiligen Leonhard erbaut. Erst später entstand eine spätgotische Kirche, die im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, danach aber wieder aufgebaut wurde.

Bereits im Jahr 1945 wurde mit dem zunächst provisorischen Wiederaufbau begonnen. Neun Jahre später war die Kirche vollständig rekonstruiert und ihr prächtiger Glockenturm wurde mit einer Glockenweihe ins Amt erhoben. Die Leonhardskirche ist seit dem Jahr 1995 eine so genannte "Vesperkirche", in der hilfebedürftige Menschen kostenlose Mahlzeiten und auch medizinische Betreuung erhalten. Außerdem finden in der Leonhardskirche regelmäßig Konzerte statt.